Ist Wärmeschutz wichtig beim nachhaltigen Bauen?

Wer durch die Stadt läuft, sieht es auf den ersten Blick: Gebäude sind keine kurzlebigen Verbrauchsgüter. Sie werden heute gebaut und anschließend über viele Jahre hinweg bewohnt und genutzt. Wenn wir also heute über „smarte und energieeffiziente Städte“ diskutieren, sollten wir nicht vergessen, dass neue Gebäude einen sehr guten Effizienzstandard haben und Gebäude von gestern mindestens auf den energetischen Stand von heute gebracht werden müssten. Ein guter Wärmeschutz ist Voraussetzung dafür, dass ein Gebäude weniger Heizenergie verbraucht. Das ist gut so. Aber was muss eine Wärmedämmung können? Oder entscheidet am Schluss doch wieder nur der Preis? In diesem Beitrag beschäftigen wir uns am Beispiel von PU-Dämmstoffen mit Dämmstoffkriterien, die beim nachhaltigen Bauen eine Rolle spielen.

Wie lange „lebt“ ein Dämmstoff?

Keine Frage, Dämmstoffeigenschaften wie Wärmeleitfähigkeit, Druckfestigkeit und das Verhalten im Brandfall sind wichtige Entscheidungskriterien. Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und Gesundheitsverträglichkeit gehören jedoch zu den grundlegenden Voraussetzungen für ein nachhaltiges Gebäude und ein gutes Wohnklima. Die Wärmedämmung hält mindestens ein Bauteilleben lang. Die Nutzungsdauer eines Bauteils liegt zwischen 30 und 50 Jahren (Quelle: BBSR-Tabelle Nutzungsdauer von Bauteilen). Kommen die Häuser in die Jahre und müssen energetisch saniert werden, kann die alte Dämmung in vielen Fällen im Bauteil verbleiben und wird mit neuen, leistungsstarken Dämmsystemen kombiniert. Beispiele hierfür sind Kombinationslösungen mit einer PU-Dämmung für Dächer in Holzbauweise. Sorgfältig geplant und fachgerecht eingebaut – d. h. eine ausreichende Druck- oder Zugfestigkeit und der Schutz vor Feuchtigkeit sind vorhanden – nutzt die Dämmung sich nicht ab und unterliegt auch keinem mechanischen Verschleiß. Deshalb muss sie, anders als zum Beispiel Heizanlagen, auch nicht gewartet werden.

Produktqualität - ist das ein Thema am Bau?

Produktqualität ist am Bau wichtig. Qualitätssicherung steht für Verlässlichkeit und Vertrauen. Wer heute baut, erwartet nicht nur eine gute Planung und Bauausführung von qualifizierten Fachleuten, sondern auch die Verwendung von leistungsfähigen und gesundheitsverträglichen Baustoffen, deren Leistungsversprechen nachgewiesen ist. Eigenschaften wie Wärmeleitfähigkeit, Druckfestigkeit, Langlebigkeit und Beständigkeit, Feuchtigkeitsunempfindlichkeit und das Verhalten im Brandfall werden im Rahmen der Qualitätssicherung von PU-Dämmstoffen von unabhängigen Stellen geprüft und zertifiziert. Gütegesicherte PU-Dämmprodukte erkennt man am Qualitätszeichen, dem Q-Zeichen der Qualitätsgemeinschaft Polyurethan-Hartschaum (ÜGPU).

Wie bewertet man die „graue Energie“ bei Dämmstoffen?

Unter Primärenergiegehalt (kurz: PEI) oder „grauer Energie“ versteht man den Verbrauch an energetischen Ressourcen, die zur Herstellung eines Dämmstoffes erforderlich sind. Die Bewertung des PEI umfasst den ganzen Lebenszyklus des Dämmprodukts - also von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zum Rückbau.
Synthetische Dämmstoffe (z. B. PU-Hartschaum), die auch aus Erdöl hergestellt werden, können auch einen niedrigeren PEI als Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben. Warum? Weil bei „Naturdämmstoffen“ Energie für Trocknungsvorgänge oder Bindemittel und anderen Zusatzstoffe eingesetzt wird, die aus fossilen Energierohstoffen stammt. Diese Energie wird bei der Berechnung des PEI berücksichtigt.

Gibt es Ökobilanzen für Dämmprodukte?

Wärmedämmstoffe sind für sich betrachtet nicht „gut“ oder „schlecht“. Ihre Umweltleistung muss immer im Zusammenhang mit dem Gebäudekonzept, der Gebäudenutzung und dem Bauteil betrachtet werden. Wie sieht der Baukörper, seine Lage und Ausrichtung aus? Handelt es sich um ein Wohngebäude oder ein Nicht-Wohngebäude? Soll das Dach z. B. eine Dämmung und Solaranlage bekommen? Entscheidend ist, dass die Dämmung für das vorgesehene Bauteil geeignet ist.

In Deutschland bieten Umwelt-Produktdeklarationen nach ISO 14025 und EN 15804 eine Informationsgrundlage für die Ökobilanz des Dämmstoffes. Für die Bewertung der Ökobilanz eines Dämmprodukts werden auch die Wärmedämmleistung, das Raumgewicht und vor allem die Lebensdauer berücksichtigt. PU-Dämmstoffe haben eine gute Ökobilanz. Sie „multiplizieren“ die in ihnen enthaltene Energie über ihre Lebensdauer, senken je nach Jahreszeit den Heiz- bzw. Kühlenergiebedarf und damit auch den CO2-Ausstoß. Im Laufe ihres Produktlebens sparen sie etwa 100-mal mehr Energie ein, als zur Herstellung der Dämmstoffe benötigt wird. Die Umwelt-Produktdeklarationen für PU-Dämmstoffe findet man hier zum Download.

Was zählt zum „sozialen Aspekt“ beim nachhaltigen Bauen?

Wir alle brauchen einen Ort, wo wir uns sicher, geborgen und wohlfühlen. Das hängt von vielen Faktoren ab. Wohnkomfort bedeutet angenehme Raumtemperaturen im Winter wie im Sommer. Dabei verhindert ein guter Wärmeschutz, dass Wände und Boden stark abkühlen. Gedämmte Dächer und Fassaden sorgen dafür, dass im Winter die Wärme nach innen abgegeben wird und im Sommer die Hitze draußen bleibt - so dass wir in einem angenehmen Wohn- und Arbeitsumfeld leben können. Die Verwendung emissions- und schadstoffarmer Baustoffe ist dabei ein wichtiger Faktor für die Qualität der Raumluft.

Umweltzeichen wie z. B. das „pure life-Siegel“ für PU-Dämmprodukte sorgen für mehr Sicherheit bei der Planung und bringen Licht in die Angebotsvielfalt an Dämmstoffen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Dämmstoff natürlich oder synthetisch, sondern ob ein Produkt gesundheitlich unbedenklich ist. Die Grundlage für die jährliche Überwachung, Prüfung und Zertifizierung der PU-Dämmprodukte wie auch die Vergabe des pure life Umweltzeichens wurde vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung - bekannt unter dem Namen Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) -, erarbeitet. Die Zertifizierung umfasst zwei Stufen: Erstens, unabhängige Institute entnehmen jedes Jahr Dämmprodukte, die vom WKI geprüft und zertifiziert werden. Zweitens, die Herstellung der Dämmprodukte wird durch unabhängige Institute regelmäßig überwacht. (Quelle: www.uegpu.de/pure-life )

 Zurück zu unserer zentralen Frage: Ist Wärmeschutz wichtig beim nachhaltigen Bauen?

Klare Antwort: Ja! Winterlicher wie auch sommerlicher Wärmeschutz ist fester Bestandteil des nachhaltigen Bauens. Durch eine gezielte Dämmstoffauswahl, passend für das entsprechende Bauteil, werden nicht nur die Anforderungen an Energieeffizienz erfüllt, sondern auch in Einklang mit Wohnkomfort und einem gesunden Raumklima gebracht.

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