Wärmeschutz 4.0

Von der Dämmplatte zum Dämmsystem

Über Dämmung wird viel und kontrovers diskutiert – über die Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit, die Eigenschaften, bis zur Anwendung. Was in der Diskussion in Vergessenheit gerät: Dämmstoffe sind keine Endprodukte sondern immer Bestandteil eines Bauteils der Gebäudehülle. Im Gegensatz zu Geräten oder Steuersystemen gibt es bei Dämmstoffen nichts zu regeln, zu steuern und keinen Wartungsaufwand – ein Bauteilleben lang. Wärmedämmung ist Bestandteil des Bauhandwerks. Und wie bei jedem Handwerk, muss im gedämmten Bauteil alles perfekt zusammenpassen und ineinandergreifen. Dieser Beitrag erklärt, warum eine Gebäudehülle z. B. im Winter mit niedrigen Temperaturen ohne Wärmedämmung nicht auskommt und wie moderne Dämmsysteme heute aussehen.

 

Der Zusammenhang zwischen Wärmeschutz und Dämmstoffen

Solange die Innenräume eines Gebäudes eine höhere Temperatur aufweisen als die Außenluft oder das Erdreich, wird Wärme durch die Gebäudehülle von innen nach außen geleitet (transmittiert). Diese Wärmeleitung führt zu einem Transmissionswärmeverlust des Gebäudes. Transmissionswärmeverluste treten insbesondere bei Gebäuden ohne Wärmedämmung auf. Um diese Wärmeleitung zu verringern, ergreifen wir Maßnahmen zur Wärmedämmung. Die Planung und Konstruktion eines Gebäudes muss also die heutigen Anforderungen des baulichen Wärmeschutzes erfüllen und so ausgelegt sein, dass durch die Gebäudehülle – Dach, Wände, Böden und Decken – möglichst wenig Wärme verloren geht. 

Baustoffe, die diesen Wärmefluss „eindämmen“, nennt man Wärmedämmstoffe. Die Wärmeleitfähigkeit für die gängigsten Dämmstoffe ist in der Norm DIN 4108-4 definiert. 

Durch technische Möglichkeiten die Bemessung von Dächern, Decken und Wänden auf das statisch erforderliche Maß zu beschränken und natürlich auch durch die Ansprüche an Wohnkomfort und die Notwendigkeit des Feuchteschutzes, ist der bauliche Wärmeschutz und somit auch die Wärmedämmung ein wichtiger Bestandteil des Bauhandwerks. Hinzu kommt: Wärmedämmstoffe sind eine wesentliche Voraussetzung für nachhaltige Gebäude. Sie reduzieren den Heizwärmebedarf und damit den Ausstoß von Treibhausgasen fossiler Brennstoffe und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Die Bauproduktenverordnung (BauPVO) regelt wie Dämmstoffe auf den Markt gebracht werden, die Angabe der technischen Produkteigenschaften (Leistungserklärung) und ihre Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt und Hygiene.

Die „versteckten“ Champions am Bau

Dämmstoffe erfüllen ihre Funktionen meist im Verborgenen - unter der Dacheindeckung, dem Fußbodenbelag oder an der Wand, dort aber unter Putz, vorgehängter Fassade oder Klinker. Heute bedeutet „besser dämmen“ nicht unbedingt „dicker dämmen“. Dämmstoffinnovationen wie Vakuumisolationspaneele (VIPs) oder Aerogele sind aufgrund ihrer Eigenschaften, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen auf wenige Anwendungen beschränkt. Gut, dass herkömmliche Dämmstoffe ebenfalls stetig weiterentwickelt werden und mit innovativen Details überzeugen. So hat sich z. B. die Dämmleistung bei fast allen gängigen Dämmprodukten verbessert. Dämmelemente können mehrere Funktionen übernehmen. Die verschiedenen Komponenten eines Dämmsystems sind heute perfekt aufeinander abgestimmt und erhöhen damit die Energieeffizienz des Bauteils. 

Am Beispiel von Polyurethan-Hartschaum (PU) lassen sich Vielseitigkeit und Funktionstüchtigkeit moderner Dämmstoffe beschreiben.

Die Vielfalt von PU

PU-Dämmplatten nehmen wegen ihrer geschlossenen Zellstruktur praktisch kein Wasser auf und sind luftundurchlässig. Aufgrund ihrer hohen Druckfestigkeit und Biegesteifigkeit bleiben PU-Dämmplatten auch bei Belastung wie sie z. B. bei Solar- oder Gründächern auftreten, formstabil. Hochwertige Deckschichten aus Aluminium, Mineralvlies oder Verbundfolien schützen vor Beschädigung bei Transport und Verlegung. Dämmplatten für Dachdämmungen haben an den Kanten Nut- und Feder- oder Stufenfalzprofile, um eine lückenlose wärmebrückenfreie Dämmschicht zu ermöglichen.

PU-Dämmelemente werden auch Verbundplatte oder "Composite" genannt. Die Dämmelemente bestehen aus PU-Hartschaum mit weiteren Funktionsschichten, die als Ganzes in einem Arbeitsgang eingebaut werden. PU-Verbundplatten z. B. mit Holzwerkstoffen, Ausbauplatten oder mit Unterdeckbahnen ermöglichen die Herstellung mehrschichtiger Aufbauten in einem Arbeitsgang. Spezielle Anwendungen wie beispielsweise Fertiggauben können aus einer Holzrahmenkonstruktion mit einem PU-Dämmkern individuell vorgefertigt werden

PU-Dämmsysteme sind wie "Bausätze" und bestehen aus mehreren, zusammenpassenden Einzelkomponenten. PU-Dämmsysteme für Steil- oder Flachdächer oder für die oberste Geschossdecke bestehen aus mehreren Funktionsschichten, die Regensicherheit, Luftdichtheit, mechanische Beanspruchbarkeit und Wärmedämmung sicherstellen, sowie den zugehörigen Befestigungsmitteln.

Die PU-Aufsparrendämmung hat zusätzlich zu ihrer Deckschicht eine aufkaschierte, überlappende und wasserableitende Unterdeckbahn. Diese wird verklebt und sorgt sofort für guten Wind- und Wetterschutz. Über die Sparren wird eine Dampfsperre oder -bremse verlegt, die die Funktion der Luftdichtheitsschicht übernimmt und verhindert, dass durch Diffusionsvorgänge Feuchtigkeit aus Innenräumen in die Dachkonstruktion eindringt.

PU-Sandwichelemente haben einen Kern aus PU-Hartschaum und sind ober- und unterseitig mit profilierten, vorwiegend metallischen Deckschichten kaschiert. Selbsttragende PU-Sandwichelemente werden im Stahlleichtbau für Hallen- und Industriebauten eingesetzt. Weitere Informationen: IFBS Internationaler Verband für den Metallleichtbau

Qualität und Vertrauen - Was man noch über PU-Dämmung wissen sollte

Ein nachhaltiges Gebäude benötigt eine gute Planung und Bauausführung von qualifizierten Fachleuten. Dabei spielt der Einsatz von Baustoffen, deren Leistungsversprechen auch belegt ist, eine große Rolle. Auf die Funktionalität und Gesundheitsverträglichkeit der Dämmung muss man sich verlassen können. Dazu gehören der Nachweis von gesicherten technischen Dämmstoffeigenschaften und die Sicherheit, dass keine gesundheitsschädlichen Stoffe an Innenräume abgegeben werden. PU-Dämmstoffe erfüllen nicht nur technische und gesetzliche Mindestanforderungen. Die werkseigene Produktionskontrolle und die regelmäßige Prüfung und Zertifizierung der Dämmstoffeigenschaften werden auf freiwilliger Basis durch unabhängige Stellen qualitätsüberwacht. Weitere Informationen über die freiwillige Zertifizierung der Dämmstoffe: www.uegpu.de/daemmstoffqualitaet

Nachwachsende oder rezyklierte Rohstoffe, die beispielsweise aus organischen Abfällen oder pflanzlichen Ölen gewonnen werden, setzt man als Rohstoff am Beginn des Produktionsverbunds ein. Dieser Anteil an biobasierten und rezyklierten Rohstoffen wird dem PU-Dämmprodukt dann per Massenbilanzverfahren zugewiesen. Das nachhaltige stoffliche Massenbilanzierungsverfahren ist REDcert2 zertifiziert. Der Einsatz nachhaltiger Rohstoffe in der Produktion wir unabhängig geprüft und dokumentiert.

PU-Dämmstoffe haben eine geringere Rohdichte und sind sehr leicht. Niedrigeres Flächengewicht ermöglicht eine besonders ökonomische Bauweise und bedeutet auch, dass weniger der zur Herstellung notwendigen Rohstoffe und Energie eingesetzt werden muss und Treibhausgasemissionen reduziert werden.

Aus sortenreinen PU-Materialresten, die bei der Produktion oder der Verarbeitung an Baustellen anfallen, werden neue PU-Funktionswerkstoffen hergestellt, die am Bau als Dämmzarge, Attikaelement oder Traufbohle verwendet werden.

Das "pure life"-Siegel erfüllt die QNG-Anforderungen an Schadstoffvermeidung in Dämmstoffen

Bei der Suche nach emissions- und schadstoffarmen Bauprodukten sind Umweltzeichen hilfreich. Vertrauenswürdige Zeichen wie z. B. das "pure life"-Siegel für PU-Dämmstoffe erfüllen drei grundlegende Bedingungen:

  • Unabhängige Institute führen Prüfungen und die Zertifizierung durch.
  • Die Zertifizierung des Fraunhofer WKI beinhaltet regelmäßige Entnahme, Prüfung nach Prüfstandard WKI-PS-EPUD-001und Erfüllung der stofflichen Anforderungen und Emissionsgrenzwerte von "pure life".
  • Nur zertifizierte PU-Dämmprodukte dürfen mit dem "pure life"-Siegel gekennzeichnet werden.

Zertifizierte Dämmstoffe aus Polyurethan-Hartschaum (PU), die das Umweltzeichen "pure life" tragen, erfüllen die Anforderungen an Schadstoffvermeidung in Dämmstoffen des Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Informationen zum Umweltzeichen pure life: www.uegpu.de/daemmstoffqualitaet/zertifizierung-pure-life

Beitrag teilen:

Schon gelesen? Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren

Energieeffiziente Gebäudehülle

Geringer U-Wert, bessere Dämmung

Weiterlesen
Gesünder bauen und wohnen

Warum ist das so wichtig?

Weiterlesen
Das „PU Qualitätsversprechen“

Von der Produktentnahme, über die Prüfung und Produktionskontrolle, bis zur Produktzertifizierung.

Weiterlesen
„Ohne“ liegt im Trend - aber nicht überall macht es Sinn

Der Zusammenhang zwischen Wärmeschutz und Dämmstoffen.

Weiterlesen