Hält eine dicke Wand immer warm?


Warum Dämmwirkung und Wärmespeicherfähigkeit nicht verwechselt werden dürfen.

Wenn dicke Außenwände von alten Gebäuden energetisch saniert werden sollen, zögern inzwischen einige Bauherren und fragen sich: Ist bei einer dicken Wand die Dämmung überhaupt notwendig? Auch aus Medienberichten erfährt man, dass Wandstärke und Wärmespeicherfähigkeit alleine ausreichen würden, um die Räume im Winter warm und im Sommer kühl zu halten. Im folgenden Beitrag erfahren Sie, warum dicke Wände nicht ausreichend dämmen und Wärmespeicherfähigkeit keinen wesentlichen Beitrag zur Energieeinsparung liefert.

Eine gute Dämmung verhindert, dass Wärme durch Ritzen und Fugen entweicht und Wände stark abkühlen. Sie sorgt dafür, dass kostbare Heizwärme in den Räumen bleibt.

Fangen wir mit einer wichtigen bauphysikalischen Größe an: dem U-Wert. Ob eine Außenwand warm hält, hängt nicht von der Wandstärke ab. Entscheidend ist der U-Wert, also der Wärmedurchgangskoeffizient des Bauteils. Dazu gibt es eine einfache Regel: Je kleiner der U-Wert, desto geringer der Wärmeabfluss durch eine Außenwand. Dicke Wandaufbauten von alten Gebäuden weisen in der Regel einen großen U-Wert auf, d. h. größer als 1,0 W/(m²·K). Zum Vergleich: Wird die Außenwand saniert, fordert das Gebäudeenergiegesetz (GEG), dass die heutigen Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz erfüllt werden und gibt deshalb einen U-Wert von 0,24 W/(m²·K) vor.

Wärmespeicherfähigkeit verzögert lediglich Aufwärm- und Abkühlvorgänge

In der Praxis speichert die 60 cm dicke Vollziegel- oder Bruchsteinwand eines alten Gebäudes die Wärme zwar sehr gut, leitet sie jedoch auch fast immer ebenso gut weiter - im Winter nach draußen und im Sommer nach innen. Die hohe Speicherfähigkeit verzögert lediglich Aufwärm- und Abkühlvorgänge in der Wand. Die Aufgabe der Wärmedämmung ist es, den Wärmefluss einzudämmen und den U-Wert niedrig zu halten. Denn: je besser die Dämmung, je niedriger der U-Wert, desto weniger Wärme fließt durch die Gebäudehülle. Eine gute Dämmung verhindert, dass Wärme durch Ritzen und Fugen entweicht und Wände stark abkühlen. Sie sorgt dafür, dass kostbare Heizwärme in den Räumen bleibt.

Sonneneinstrahlung deckt nicht den Heizwärmebedarf

Und wie verhält es sich mit der Sonneneinstrahlung auf nicht gedämmte Fassaden? In Deutschland scheint die Sonne nicht jeden Tag. Gerade im Winter hält sich die solare Einstrahlung in Grenzen: nämlich tagsüber nur an wenigen Tagen, und dann für wenige Stunden auf die Süd-Fassade. In sternklaren Nächten kühlen Wände aus und werden kälter als die Umgebungsluft. Ihre Wärmeverluste sind dann besonders hoch. Im Sommer liegt das „thermische Gedächtnis“ einer massiven Wand bei etwa drei Tagen. An heißen Sommertagen ist die Außenwand thermisch so aufgeladen, dass sie nicht nur tagsüber sondern auch nachts Wärme in den Innenraum abgibt. Allein die Masse der Ziegelsteine reicht also für den sommerlichen Überhitzungsschutz nicht aus, da sie als gute Wärmeleiter die Sonnenwärme des Sommers nach innen leiten.

Die Dämmwirkung dicker, massiver Wände und die Sonneneinstrahlung im Winter reichen also nicht aus, um den Heizenergiebedarf zu decken. Für einen guten sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz sollte auch eine dicke Außenwand auf der Außenseite über eine gute Wärmedämmung verfügen. Warum? Zum einen wegen der Wärmeleitung, die nach bauphysikalischen Gesetzen immer von warm nach kalt verläuft. Die Aufgabe der Dämmung ist es, im Sommer die Wärmegewinne nach innen und im Winter die Wärmeverluste nach außen zu verringern. Zum anderen sind auch Luftdichtheit und Vermeidung von Wärmebrücken wichtig, um den Wärmedurchgang zu vermindern und Bauschäden, insbesondere Feuchteschäden, zu vermeiden. Bei älteren Häusern mit Sichtfachwerk oder denkmalgeschützten Fassaden ist z. B. die Innendämmung eine praktikable Lösung.

WÄRMESCHUTZ IM GEBÄUDE: WARM IM WINTER, KÜHL IM SOMMER

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