Woran liegt's und was kann man dagegen tun?
Hohe Feuchtigkeit, kalte Räume, keine Lüftung - es gibt viele Gründe, warum Schimmel in Wohnräumen entsteht. Tatsache ist, dass das Problem des Schimmels häufig auftritt und nicht nur Bewohner, sondern auch Vermieter und Gerichte beschäftigt. Was Schimmel mit veränderten Bau- und Wohnverhältnissen zu tun hat und wie man Schimmelpilzbildung vorbeugen kann, erklärt dieser Beitrag.
Wohnverhältnisse früher und heute
In einem Artikel über „Schimmel in Wohnungen“ beschreibt Dr.-Ing. Helmut Künzel anschaulich, wie sich Bau- und Wohnverhältnisse im Laufe der Zeit verändert haben (Quelle: Der Bausachverständige, Ausgabe 4, 2013). Früher - wir sprechen von den 30er und 40er Jahren - wurde mit Öfen geheizt und gezieltes Lüften war wegen der Undichtheiten der Gebäude so gut wie nicht erforderlich. Schon allein durch die Kohleheizung im Winter war auch die Luftqualität schlechter. Feuchte Raumluft schlug sich als Tauwasser an den einfach verglasten Fenstern nieder und wurde in einer Rinne im Fensterbrett oder in einem gesonderten Behälter aufgefangen und später aufgewischt bzw. entfernt. Im Winter waren Eisblumen am Fenster keine Seltenheit. Heizen und Lüften waren früher Maßnahmen, die die Bewohner von Hand ausführten. Schimmel kam vor, wurde aber nicht als Problem eingestuft. Heute ist Wohnen komfortabel und angenehm: zentrale Heizanlagen, dichte und isolierverglaste Fenster, gedämmte Gebäudehülle und sauberere Luft. „Handarbeit“ von Seiten der Bewohner ist nicht mehr notwendig. Hinzu kommen Arbeitserleichterungen beim Kochen und Waschen. Was fehlt, ist eine Art „Gebrauchsanweisung“ für das zeitgemäße Wohnen und ein Verständnis dafür, wie Baukonstruktion, Heizen und Lüften zusammenhängen.
Feuchte ist die Lebensgrundlage für Schimmelpilze
Die Voraussetzung für das Wachstum von Schimmelpilzen in Innenräumen ist eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Wie kommt diese zustande?
Je nach Aktivität gibt ein Bewohner pro Stunde zwischen 45 g und 170 g Feuchte an die Umgebungsluft ab. Addiert man in einem Vierpersonenhaushalt noch das Duschen und Kochen dazu, kommen pro Tag rund 10 bis 15 Liter Wasser zusammen, die als Wasserdampf an die Raumluft abgegeben werden.
Ob die Feuchtigkeit kondensiert oder nicht, hängt von der Temperatur der Außenwandflächen im Raum ab. Dazu muss man Folgendes wissen:
- Warme Luft kann deutlich mehr Wasser aufnehmen als kältere Luft.
- Herrscht zwischen Innen und Außen ein großer Temperaturunterschied, wie es z. B. im Winter der Fall ist, kühlt sich die warme, feuchte Raumluft in der Nähe der Wand ab, die relative Luftfeuchte steigt an.
- Die überschüssige Feuchtigkeit schlägt sich als Kondensat auf der Wandoberfläche nieder. Eine relative Luftfeuchte von 80 % im Bereich der Bauteiloberflächen reicht aus, dass sich Schimmelpilze bilden können.
- Die Nährstoffansprüche von Schimmelpilzen sind so gering, dass meist schon der umherfliegende Staub in Wohnräumen für ihre Ernährung ausreicht. Tauwasser und Staub bilden in Verbindung mit Tapetenkleister oder Dispersionsanstrichen einen idealen Nährboden. Schimmelpilze brauchen für ihr Wachstum kein Licht. Deshalb können sie in dunklen Ecken sowie hinter Schränken gedeihen.